Das Dampfbad: sanfte Entspannung in warmen Nebelschwaden

Carina Zimmer

Eintauchen in ein dichtes Meer aus warmem Nebel und einfach abschalten: Das Dampfbad ist völlig zu Recht ein beliebtes Ritual zur Reinigung von Körper und Geist – und das bereits seit vielen Jahrhunderten.

Welche Wirkung das Bad in feucht-heißem Wasserdampf hat, wie hoch die Temperaturen sind und vieles weitere mehr rund um die spezielle Saunavariante erfährst du in diesem Beitrag. Zusätzlich erhältst du einen Einblick in die Geschichte der Dampfbadkultur, von römischen und griechischen Wellnesstempeln über den orientalischen Hamam bis zur finnischen Sauna-Kultur, die seit 2020 sogar den Status als immaterielles Kulturerbe der UNESCO trägt.

 

 

 

Was ist eigentlich ein Dampfbad – wie hoch ist die Temperatur?

 

 

Bei einem Dampfbad handelt es sich um eine spezielle Art des Saunierens mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Durch das stetige Aufgießen von Wasser, pur oder mit ätherischen Ölen versetzt, auf die bis zu 500 °C heißen Steine auf dem Saunaofen entsteht ein dichtes Meer aus Wasserdampf. Die relative Luftfeuchtigkeit steigt dadurch deutlich an, während das Thermometer allerdings nicht ganz so weit nach oben klettert. In der Dampfsauna beträgt die Temperatur in der Regel zwischen 40 und 60 °C und ist somit eher mild – ideal für Sauna-Anfänger.

 

 

Wie wirkt ein Dampfbad?

 

Die hohe Luftfeuchtigkeit in der Dampfsauna sorgt für eine ganz besondere Wirkung: Da sich der Dampf in der Sauna auf die Haut legt, kann der Schweiß, den der Körper als Reaktion auf die Hitze produziert, dort nicht mehr verdunsten – das Schwitzen kühlt den Körper nicht mehr herunter. Stattdessen werden die Poren geöffnet, der Stoffwechsel in Schwung gebracht, die Durchblutung verbessert und die Muskeln entspannt. Auch auf die Schleimhäute wirkt ein Dampfbad positiv: Sie werden gut befeuchtet und Atemwege befreit.

 

Dampfbad oder Sauna – worin liegt der Unterschied, was ist gesünder?

 

Ein Dampfbad ist eine Sauna-Variante, unterscheidet sich aber deutlich in zwei Punkten von der klassischen Sauna:

 

    1. Luftfeuchtigkeit
      Während die relative Luftfeuchtigkeit in klassischen Saunen eher gering ist und die Luft als trocken wahrgenommen wird, erreicht die Luftfeuchtigkeit im Dampfbad weit höhere Werte und wird als sehr feucht empfunden.
    2. Temperatur
      Im Gegensatz zur Luftfeuchtigkeit verhält es sich mit der Temperatur in Sauna und Dampfbad genau andersherum – in der klassischen Sauna ist es mit 70–90 °C eher heiß, im Dampfbad bleibt es hingegen etwas kühler.

 

Diese Punkte haben zur Folge, dass man in der klassischen Sauna stärker schwitzt als im Dampfbad. Welche Variante dabei allerdings gesünder ist, hängt nicht unbedingt vom Schwitzeffekt ab, sondern vielmehr davon, welcher Wellnesstyp man ist und welche Erfahrung man mit dem Saunieren hat.

 

 

Das Dampfbad ist generell etwas schonender für den Körper und punktet durch die mildere Temperatur insbesondere bei Saunaanfängern und Menschen mit leichten Herz-Kreislauf-Beschwerden; die hohe Luftfeuchtigkeit wird von vielen Personen mit Atemwegserkrankungen meist angenehmer empfunden. Die klassische Sauna hingegen liegt weit vorne, wenn man es heiß mag und gerne viel schwitzt. Trotz der Unterschiede gibt es dennoch auch eine Gemeinsamkeit von trockener Sauna und Dampfbad: Abgesehen von einem Handtuch bleibt man bei beiden Varianten nackt.

 

Gut zu wissen: Möchtest du zu Hause in den Dampfbad-Genuss kommen, hast du beispielsweise mit einer Dampfsauna für den Garten dazu die Möglichkeit. Wichtig ist hierbei vor allem der Ofen, der eine Dampfbad-Funktion haben muss, um die Luftfeuchtigkeit in der Gartensauna steigern zu können. Möglich ist dies mit einem Bio-Kombiofen, der auch in Innensaunen, z. B. in manchen Kombisaunen, zum Einsatz kommt.

 

 

 

Der Besuch im Dampfbad: wie lange sollte er dauern?

 

 

Die empfohlene Zeit für einen Besuch im Dampfbad liegt bei etwa 15–20 Minuten. Wie lange man hier konkret verweilt, ist aber auch stets individuell und typ- sowie situationsabhängig. Fühlst du dich vor Ablauf der 15 Minuten beispielsweise unwohl oder schwindelig, solltest du die Sauna sofort verlassen. Empfindest du den Dampf wohltuend und angenehm, kannst du das Bad bis zu dreimal wiederholen. Halte während der einzelnen Gänge aber unbedingt eine Ruhephase von rund 30 Minuten ein, bevor du zurück in die Sauna gehst – so bereitest du deinen Körper optimal auf die Wirkung des Dampfbades vor. Auch an die dusche vor sowie nach jedem Saunagang solltest du zwingend denken, um keine Bakterien in das Dampfbad hineinzutragen und deinen Körper wieder auf die normale Temperatur runterzukühlen.

 

Ist ein Dampfbad bei Erkältung gut oder schlecht?

 

Bei schweren Erkältungssymptomen oder gar Fieber ist das Dampfbad tabu. In diesem Fall hat der Körper bereits genug damit zu tun, die Erreger zu bekämpfen und Saunieren bedeutet zusätzlichen Stress, der zur Heilung besser vermieden werden sollte. Hier gilt: Lieber ab ins Bett und erst wieder ins Dampfbad, wenn der Infekt ausgestanden ist.

 

Steht die Erkältung noch in den Startlöchern oder treten nur minimal Symptome in Form von leichten Halsschmerzen auf, kann ein feuchtwarmes, mildes Dampfbad wohltuend sein – vor allem dann, wenn es sich um ein Kräuterdampfbad, z. B. mit Eukalyptus, oder ein Soledampfbad handelt. Bei Letzterem wird Salzwasser verdampft, sodass sich der Raum quasi mit feucht-heißer Meeresluft füllt, die gut für die Atemwege ist.

 

Bonus-Wissen: Die kleine Geschichte der Dampfbadkultur

 

 

Der Klassiker unter den Dampfbädern: die finnische Sauna

 

Das wohl bekannteste aller Dampfbäder ist die finnische Sauna, deren Name auch als Bezeichnung für das Schwitzbad ins Deutsche übernommen wurde.

 

Archäologische Ausgrabungen haben zu Tage gefördert, dass die ursprünglichen Saunen in Finnland aus natürlichen oder künstlich angelegten Erdhöhlen bestanden, die verschlossen und mit einem offenen Feuer beheizt wurden. Für den Aufguss legte man poröses Vulkangestein in die langsam erlöschende Glut. Allerdings mischte sich auf diese Weise der Wasserdampf mit den Rußpartikeln des Qualms, was ein entspannendes Saunieren – so wie wir es heute kennen – wohl unmöglich machte.

 

Doch die Saunakultur wurde von den Finnen stetig weiterentwickelt und so ging man schließlich dazu über, das Dampfbad in Form von Holzhütten in Blockbauweise aus Fichten- oder Tannenstämmen zu errichten. In der gleichen Weise werden sie auch noch heute noch gefertigt. Die Holzsaunen wurden zwar auch mit einem offenen Feuer beheizt, allerdings konnte der Rauch durch Entlüftungsklappen während der Aufheizphase entweichen.

 

Inzwischen ist man aber aus Brandschutzgründen auf Holzkohle- oder elektrische Saunaöfen umgestiegen. Und so finden sich mit einem offenen Feuer beheizte Saunen nur noch in den ländlichen Gegenden Finnlands.

 

Profi-Tipp: Für ein möglichst authentisches Sauna-Gefühl zu Hause, entscheide Dich für eine Massivholzsauna, die sich in ihrer Bauweise anders als die Systemsauna am finnischen Original orientiert

 

Banja – russisches Dampfbad mit hoher Temperatur und Luftfeuchtigkeit

 

Auch in Russland kann man auf eine lange Saunatradition zurückblicken. Hier heißen die Saunen aber „Banja“. Diese werden in freistehenden Holzhütten untergebracht und traditionell mit Holz befeuert. Zwar lassen sich diese optisch kaum von der finnischen Sauna differenzieren und die Banja wird mit Temperaturen an die 100 °C auch ähnlich heiß, allerdings zeigt sich hinsichtlich der Luftfeuchtigkeit ein deutlicher Unterschied: Während in Finnland traditionsgemäß eher trocken bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 10–30 % sauniert wird, erreicht man in der Banja durch das häufigere Aufgießen schnell Werte über 90 %. Dem Aufguss gibt man hier auch gerne mal ätherische Öle, die angenehm duften. Nichts für die Finnen! Sie bevorzugen klares Wasser, Eis oder Schnee als Aufguss. In beiden Ländern ist das Saunieren jedoch ein geselliges Ereignis, an dem nicht nur Familie und Freunde teilnehmen, sondern auch Geschäftspartner.

 

 

Gut zu wissen: Ein gemeinsamer Brauch der Finnen und Russen besteht im wechselseitigen Abschlagen mit Birkenzweigen. Dafür werden im Sommer frische und im Winter getrocknete Zweige mit Blättern verwendet. Die leichten Hiebe auf die Haut sollen die durchblutung anregen und den wohltuenden Effekt der Sauna noch verstärken.

 

 

 

 

 

Hamam – das orientalische Dampfbad

 

Anders als die beiden Bäder des Nordens wird das orientalische Dampfbad nicht aus Holz, sondern aus Stein, meist sogar aus Marmor, erbaut. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich über den gesamten arabischen Raum vom Iran bis in die Türkei – erste Hinweise auf den Hamam finden sich in archäologischen Funden und historischen Texten aus dem 7. und 8. Jahrhundert.

 

 

 

Die Anlagen mit oft mehreren Räumen sind bis heute überwiegend als Rundbauten errichtet und dienen nicht nur der Körperhygiene, sondern auch den rituellen Reinigungen. Diese finden regelmäßig zu wichtigen Anlässen wie der Beschneidung oder auch der Eheschließung statt. Männer und Frauen besuchen, ebenso wie in Finnland und Russland, das Dampfbad getrennt voneinander.

 

Nach dem Entkleiden tritt man hier zunächst in die Waschräume ein, in denen man sich gründlich vom Schmutz der Straße befreit. Erst dann erhält man Zutritt zum Inneren des Hamam. Das Herzstück bildet der Hauptraum, in dem sich kreisrunde Liegeflächen um den sogenannten Nabelstein im Zentrum formieren. Dieser wird erhitzt und in regelmäßigen Abständen mit Wasser übergossen. Durch eine zusätzliche Fußbodenheizung wird der hallenartige Raum auf eine Temperatur zwischen 40 bis 50 Grad Celsius beheizt.

 

An den Hauptraum schließen sich verschiedene Nebenräume an, die unterschiedlich stark beheizt werden. So stehen je nach Geschmack wärmere und kühlere Räume zur Entspannung bereit.

 

Profi-Tipp: Einen ausgiebigen Hamam-Besuch rundest du am besten mit einer wohltuenden Massage und einer Heilerde-Packung für den ganzen Körper ab.

 

Römisches Dampfbad

 

 

Auch die Römer der Antike gingen bereits ins Dampfbad – und ein römisches Dampfbad war der orientalischen Variante ziemlich ähnlich. Es wurde ebenfalls aus Marmor errichtet und besaß Boden- sowie Wandheizungen. Dafür wurde Wasser in großen Kesseln erhitzt und in steinerne Kanäle durch die Wände geleitet. Die Römer wuschen sich ebenso gründlich, bevor sie ein solches Bad betraten. Ein römisches Dampfbad bestand aus mehreren Räumen mit unterschiedlich hohen Temperaturen. Den ersten Raum nannte man Tepidarium – abgeleitet von „tepidus“ – „lauwarm, mild“. Hier lag die Raumtemperatur bei circa 30 °C. Das Tepidarium diente der Vorbereitung auf die nach und nach ansteigenden Temperaturen in den nächsten Räumen.